»Paul und Steffi«
19. Februar bis 6. Mai 2010

Zu sehen waren Malereien der Künstlerin Brigitte Zöller-Paetzel.

Die Künstlerin Brigitte Zöller-Paetzel malt Menschen in alltäglichen aber auch in absurden Situationen. In ihrer aktuellen Serie »Paul und Steffi« hält sie die Haltung, die Kleidung und die Gesten eines jungen Pärchens in altmeisterlicher Malweise fest. Auf vielen der großformatigen Bilder ist nur einer von beiden im Ganzkörperporträt abgebildet - meist mit sich selbst beschäftigt und in sich versunken. Auf einem Gemälde tanzt sie wie in Trance, die Haare fliegen und ihr Körper verschwimmt durch die schnelle Bewegung mit dem Hintergrund. Auf einem anderen schaut sie herunter auf den Boden oder auf ihre Lederstiefel. Das Gesicht ist nicht erkennbar. Ein drittes Bild zeigt ihn mit einem Kaffee in der Hand. Sein Blick ist auf die Wand hinter ihm gerichtet und auch er wendet sich vom Betrachter ab. Der Blick der Einzelfiguren trifft den Betrachter nie. Nur auf den Leinwänden, die beide Figuren abbilden, schaut einer aus dem Bild den Betrachter direkt an. Beide nehmen zusammen skurrile Posen ein. Sie stehen einbeinig da und greifen sich gegenseitig an den erhobenen Fuß und er schaut den Betrachter an. In dem anderem trägt er sie kopfüber durch den Raum und sie blickt kopfüber hängend wie zufällig und beiläufig aus dem Bild heraus.

Die Bewegtheit und das beiläufige Aus-dem Bild-Schauen erinnern formal an barocke Bildkonzepte. Auch im Barock liebten die Künstler den Augenblick, das Beiläufige und bewegte Figuren. Die Vergänglichkeit der Dinge, der Wandel des Daseins und die Scheinhaftigkeit der Welt waren die Hauptthemen von Malern im 17. Jahrhundert. Ein Moment wurde malerisch eingefangen und häufig verknüpft mit einer leidenschaftlichen Geste.

Diese Elemente greift Brigitte Zöller-Paetzel auf und übersetzt sie in eine gegenwärtige Sprache. Ihre Figuren wirken sehr dynamisch, und sie fängt nur einen winzigen Augenblick, einen besonderen Moment ein. Ihren bewegungsreichen Figurenstil legt Brigitte Zöller-Paetzel ähnlich wie Rubens über viele Diagonalen an. Ihre Figuren bilden das Zentrum des Gemäldes, stehen jedoch nie einfach senkrecht im Bild.

Die Liebe zu Details und zur Stofflichkeit scheint die Künstlerin auch der Zeit des Barock entnommen zu haben. Die Jeans, der Ledergürtel, der eher grobe gestreifte Mantel oder die glänzende Jackenoberfläche sind detailliert dargestellt. Haut und Haare sind großartig beobachtet und mit überzeugender Perfektion wiedergegeben. Dass ihre Bilder trotzdem leicht, jung, erfrischend und nicht barock schwer wirken, liegt einerseits an der Auswahl der jungen Protagonisten aber auch an der klaren Komposition mit einem fast kühlen Ambiente. Ein grauer Boden und eine schlichte weiße Wand treten dezent zurück und scheinen nur dafür gedacht zu sein durch die Schatten der beiden eine Bedeutung zu erlangen.

Die Galerie B.Z-P im Brunnenviertel ist zurzeit hauptsächlich Atelier und Werkstatt der Künstlerin Brigitte Zöller-Paetzel. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Pressetext:
Dorina Hecht, Kunsthistorikerin
info@dorinahecht.de